Wie wahrscheinlich ist eine spontane Heilung von VUR?

Eine spontane Heilung von VUR tritt häufiger bei niedrigen Schweregraden auf

VUR kann sich mit der Zeit von selbst zurückentwickeln, allerdings gibt es keinen Test, um festzustellen, bei welchen Kindern dies eintreten wird. Dies ist bei Kindern mit einem niedrigen Reflux-Schweregrad wahrscheinlicher.1

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich VUR bei Kindern auswächst?

Der US-amerikanische Urologenverband „American Urological Association“ (AUA) sagt dazu:

  • Bei einem Kind im Alter zwischen 2 und 5 Jahren mit VUR des Grads III (unilateral) besteht eine Wahrscheinlichkeit von 13,4 % (1 Jahr) und von 51,3 % (5 Jahre) für eine spontane Heilung des VUR2
  • Bei einem Kind im Alter zwischen 5 und 10 Jahren mit VUR des Grads III (bilateral) besteht eine Wahrscheinlichkeit von 2,6 % (1 Jahr) und von 12,5 % (5 Jahre) für eine spontane Heilung des VUR2
  • Bei Patientinnen und Patienten zwischen 25 und 60 Monaten mit einem bilateralen VUR des Grads III waren nur 30,5 % der Fälle innerhalb von 5 Jahren geheilt2

Bei fast der Hälfte der Patientinnen und Patienten könnte über viele Jahre eine antibiotische Prophylaxe notwendig sein, um sie vor einer Harnwegsinfektion zu schützen, solange die VUR-Erkrankung besteht. Während dieser Zeit müssen regelmäßig Miktionszystourethrogramme (MZU) durchgeführt werden, um den Zustand zu beurteilen. Darüber hinaus besteht bei dem Kind trotz der laufenden Behandlung mit Antibiotika das Risiko von Durchbruchsinfektionen.

Bei der Heilung von VUR spielen Alter und Geschlecht eine wichtige Rolle.

Die Rate der spontanen Heilungen von VUR nimmt mit steigendem Alter der Patientinnen und Patienten ab. In einer retrospektiven Studie heilte VUR bei Kindern über 13 Monaten deutlich langsamer ab als bei Kindern bis zum Alter von 12 Monaten (P < 0,03).3

Bei Jungen mit VUR besteht während des ersten Lebensjahrs eine höhere Wahrscheinlichkeit einer spontanen Heilung als bei Mädchen.4 In einer Studie wurde eine Heilungsrate von 29 % bei Jungen unter einem Jahr mit VUR der Grade IV und V festgestellt. Dieselbe Studie ergab, dass die jährlich berichtete Heilungsrate nach dem ersten Lebensjahr sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen bei nur 9 % lag.4

Während hohe Heilungsraten bei VUR-Erkrankungen eines niedrigen Schweregrads beobachtet wurden – laut einer Studie lag der Anteil der spontanen Heilungen für VUR des Grads I innerhalb von 5 Jahren bei 82 %5 – kann nicht generell von einer Heilung ausgegangen werden. Je länger bei einem Kind auf eine medizinische Intervention verzichtet wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass es unter langfristigen Folgen der VUR-Erkrankung leiden wird.

Die VUR-Erkrankung kann eventuell nicht rechtzeitig geheilt werden, um einer Schädigung der Nieren vorzubeugen

Mit dem Schweregrad des Reflux nimmt auch die Vernarbung der Nieren oder die Reflux-Nephropathie zu.1

  • Ohne Vorliegen einer Infektion führt ein Reflux normalerweise nicht zu renalen Verletzungen, allerdings kann ein steriler Reflux in Situationen mit Hochdruck-Reflux wie bei Kindern mit posterioren Urethralklappen, neuropathischer Blase und nicht neurogener Blase erhebliche Schäden verursachen.1
  • Bei Kindern mit Reflux eines hohen Schweregrads, die an einer Harnwegsinfektion erkranken, besteht ein deutliches Risiko für Pyelonephritis und neue Vernarbungen der Nieren1
  • Laut einer Studie besteht bei Kindern, die zum ersten Mal an einer Harnwegsinfektion erkranken, ein 70 %-iges Risiko für eine akute Niereninfektion6

Quellenangaben:

  1. Elder JS. Vesicoureteral reflux. In: Kliegman R, Nelson WE, eds. Nelson Textbook of Pediatrics. 19th ed. Philadelphia, PA: Elsevier/Saunders; 2011:1834-1838.
  2. American Urological Association. Management and screening of primary vesicoureteral reflux in children: AUA guideline. 2010.
  3. Smellie JM, Jodal U, Lax H, et al. Outcome at 10 years of severe vesicoureteric reflux managed medically: report of the International Reflux Study in Children. J Pediatr. 2001;139(5):656-663. DOI: 10.1067/mpd.2001.117583
  4. Sjöström S, Sillén U, Bachelard M, Hansson S, Stokland E. Spontaneous resolution of high grade infantile vesicoureteral reflux. J Urol. 2004;172:694–698. DOI: 10.1097/01.ju.0000130747.89561.cf
  5. Arant BS Jr. Medical management of mild and moderate vesicoureteral reflux: followup studies of infants and young children. A preliminary report of the Southwest Pediatric Nephrology Study Group. J Urol. 1992;148:1683-1687. DOI: 10.1016/s0022-5347(17)37002
  6. Lin KY, Chiu NT, Chen MJ, et al. Acute pyelonephritis and sequelae of renal scar in pediatric first febrile urinary tract infection. Pediatr Nephrol. 2003;18(4):362-365. DOI: 10.1007/s00467-003-1109-1
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